Sonntag, 13. September 2009

Du bist der CHRISTUS - ein Bekenntnis mit Konsequenzen



1. Was sagt ihr, wer Jesus ist, welcher der Christus genannt wird? Jede Zeit der Kirchengeschichte hat bestimmte Schwerpunkte gesetzt:
Jesus = der Christus (1. – 2. Jh.)
Christus, der Gute Hirt (3. Jh. -
Christus, Lehrer der göttlichen Wahrheit (4. Jh. –
Christus, der Herrscher (Pantokrator) (6. Jh. –
Christus, der Leidenskönig am Kreuz (12. Jh. –
Christus, der Bruder im Elend (14. Jh. –
Christus, der Weltenrichter (16. Jh. –
Christus, der Unerkannte (17. Jh. –
Christus, Ereignis der frommen Erbauung (19. Jh.)
Christus, im 20. Jh. ? – Und heute?

2. Seit 50 Jahren ist unsere Pfarrgemeinde eine „Christus-König-Gemeinde“In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte der Titel: „Christus-König“ geradezu Hochkonjunktur.
1925 führte Papst Pius XI. ein eigenes Christkönigsfest ein in der Überzeugung, „dass das wirksamste Heilmittel gegen die zerstörenden Kräfte der Zeit die Anerkennung der Königsherrschaft Christi sei.“
Und die Gemeinde in Gemen trägt diesen Titel: Christus – König seit 1959 in ihrem Pfarrnamen.
- eine programmatische Aussage?! – „Durch Maria zu Christus“

3. Christus = König? Doch was sagt uns dieser Titel „Christus – König“ heute? – Passt dieser Titel Jesu noch in die heutige Zeit der Demokratien?

Kinder und Jugendliche habe ich einmal gefragt, was ihnen zu dem Wort „König“ einfällt. Spontan sagten sie:
- Schützenkönig,- Märchenkönig, das Königshaus in England mit all seinem Prunk. ...
Von diesen Königen lässt sich nur schwer auf das Königtum Christi schließen.

Christus – König = eine Aussage, die auch von den Jüngern zunächst missverstanden wurde. Jesus korrigiert mit scharfen Worten das irreführende Verständnis des Apostels Petrus…

4. Christus = König auf dem Kreuzesthron
Jesus vermeidet den Titel „Messias“ = König, er zieht sich zurück, wenn Menschen ihn zum König machen wollen;

Erst nach seiner Verhaftung beim Verhör durch Pilatus hören ihn zu Pilatus sagen: „Ja, ich bin ein König. Doch mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18).
Als machtloser Gefangener entschließt er sich, offen sein Königtum zu verkünden. Denn erst jetzt ist jedem Missverständnis bei diesem Titel die Grundlage entzogen.

„Christus – ein König, der frei macht“Von dem Messias-König erwarteten die Juden, dass er die Macht hat, sein Volk aus der Unterdrückung durch die Römer zu befreien,  ein solcher König ist Jesus nicht, der mit einer gewalttätigen Revolution sein Volk befreit; er lässt sich vielmehr besiegen und am Kreuz töten, um so die Menschen aus der Versklavung durch die Sünde zu befreien.

Von dem Messias-König wurde auch erwartet, dass er die Weisheit besitzt, gerechte Gesetze zu erlassen  doch Christus lässt sich als Narr von den Soldaten verhöhnen;

und von einem Messias-König wurde erwartet, dass er großherzig ist und die Menschen begnadigt, wenn ihre Schuld zu groß ist zur Wiedergutmachung.  Christus zeigt seine Größe in der Erniedrigung: Er begnadigt den Schächer am Kreuz, der ihn darum bittet und öffnet ihm die Tür zum Himmel.

5. Christen = Königskinder in der Kreuzesnachfolge JesuUnd Christus lädt seine Jünger – und heute uns – ein, ihn auf diesem Königsweg der Erlösung nachzufolgen.

Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber sagte einmal sehr deutlich:
„Es gibt nur eine wirkliche Sünde,
zu vergessen, dass jeder ein Königskind ist.“

Wenn das stimmt, dann werden wir in dem Augenblick wahrhaft freie Menschen, indem wir erkennen, dass wir aufgrund von Taufe und Firmung Königskinder geworden sind und dass wir teilhaben am Königtum Christi, wenn wir den Frieden Christi in uns herrschen lassen.

Im Blick auf Christus, den König auf dem Kreuzesthron, werden wir frei
von unseren evtl. falschen Gottesvorstellungen.
Gott ist Melech – d.h. ein König, nicht wie ein verzehrender Moloch, der Menschenopfer fordert, für diesen Gott muss der Mensch nicht „malochen“, d.h. sich verausgaben, um ihn zufriedenzustellen. Der Christus-König verlangt vielmehr die Abkehr vom „Moloch-Götzen“. Er schenkt sich uns vielmehr selber ganz.

Im Blick auf Christus, den König auf dem Kreuzesthron wird der Mensch befreit auch von einem falschen Menschenbild. Nicht weltliche Macht, nicht großes Ansehen bei den Menschen, nicht großer Reichtum können letztlich das Ziel menschlichen Lebens sein.

Der Mensch wird nicht nur frei von Sünde und falschen Abhängigkeiten und Vorstellungen,
sondern er wird auch frei zum Einsatz des Lebens aus Liebe für andere.

Wer Christus als seinen König anerkennt, der beugt in seinem Leben nur vor ihm die Knie zur Anbetung - und niemals vor einem der Mächtigen in der Welt,
aber stets für den Menschen, um ihm in der Liebe Christi zu dienen. Darin zeigt sich, dass er ein wahres Königskind ist.




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Gedanken – Meditationen – Einblicke


© Georg Michael Ehlert


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