Sonntag, 19. September 2010

Lazarus - vor unserer Tür

Die Geschichte vom reichen Prasser und dem elenden Lazarus – ein Warnschild für die Frommen

Geschichten von Menschen am Himmelstor...
beschreiben nicht den Himmel oder die Hölle, wie sie sind, sondern werden erzählt, um uns für unser Leben hier auf Erden eine Warnung zu geben, worauf es in diesem Leben wirklich ankommt im Hinblick auf das ewige Leben.

Jesus erzählte gerne Geschichten...
Wenn Jesus Gleichnisse erzählte, dann wollte er den Menschen deutlich machen, worauf es im Reich Gottes ankommt.
Manchmal griff er auch bekannte Geschichten auf und veränderte sie, sodass sie eine Aussage erhielten, welche seine Zuhörer aufhorchen ließen.

So auch in diesem Gleichnis, wo er eine bekannte Geschichte aufgriff, die von unterschiedlichen Lebensweisen hier auf Erden und vom zu erwarteten Lohn im Himmelreich erzählte.
Doch sein Gleichnis endet anders als erwartet.
... Was die Menschen für großartig halten,
das ist in den Augen Gottes ein Gräuel. (Lk 16,15)

Besonders den Pharisäern, die verliebt waren in Geld und Besitz erzählte Jesus das Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus.

Der Reiche, der nichts Böses getan hat, der vielmehr seinen Wohlstand mit Gleichgesinnten bei festlichen Mahlzeiten teilt, hatte im Denken damals, wo Reichtum bei Juden als Zeichen des Segens Gottes verstanden wurde, nichts Schlimmes zu erwarten.

Der elende Lazarus, der mit Geschwüren bedeckt und von Straßenkötern abgeleckt wurde, er ist buchstäblich „auf den Hund gekommen“. Ein solcher Mensch galt den Frommen (Pharisäern) als unrein und verabscheuungswürdig. Mit ihm durfte man keinen Kontakt haben, um nicht selber unrein zu werden. Man stellte sich die Frage, ob er selbst (oder vielleicht seine Vorfahren) gesündigt hatten, dass Gott sie auf diese Weise mit Leid bestrafte.

Doch gerade dieser Lazarus (sein Name bedeutet: Gott hilft) bekommt einen Ehrenplatz an der Seite Abrahams,
während der reiche Prasser, sich in den Feuern der Unterwelt (= Fegefeuer, nicht Hölle!) wiederfindet.
"Fegefeuer" (lateinisch: Purgatorium = Reinigungsort) ist der Zustand, wo der Mensch von dem, was nicht für den Himmel tauglich ist, gereinigt wird.
Bsp. Wenn Kinder - vom Spiel draußen total verschmutzt nach Hause kommen, müssen sie zuerst ihre Klamotten ausziehen und "ab unter die Dusche!" - erst dann sind sie rein für die gute Stube.

So möchte ich uns im Großen und Ganzen ganz anständigen Menschen eine Geschichte erzählen, die – wie ich meine – ganz im Sinne des Gleichnisses Jesu vom reichen Prasser und dem armen Lazarus ist.

--> “Der gute Mensch am Höllentor“

Die Hölle war total überfüllt, und noch immer stand eine lange Schlange am Eingang. Schließlich musste sich der Teufel selbst herausbegeben, um die Bewerber fortzuschicken. „Bei mir ist alles so überfüllt, dass nur noch ein einziger Platz frei ist.“, sagte er. „Den muss der ärgste Sünder bekommen.
Sind vielleicht ein paar Mörder da?“ Da forschte er unter den Anstehenden und hörte sich deren Verfehlungen an. Was auch immer sie ihm erzählten, nichts schien ihm schrecklich genug, als dass er dafür den letzten Platz in der Hölle hergeben mochte. Wieder und wieder blickte er die Schlange entlang. Schließlich sah er einen, den er noch nicht befragt hatte.
„Was ist eigentlich mit ihnen – dem Herrn, der da für sich alleine steht? Was haben Sie getan?“ „Nichts“ sagte der Mann, den er so angesprochen hatte.
„Ich bin ein guter Mensch und nur aus Versehen hier. Ich habe geglaubt, die Leute würden hier um Zigaretten anstehen.“
„Aber Sie müssen doch etwas getan haben“, sagte der Teufel, „jeder Mensch stellt etwas an.“ „Ich sah es wohl“, sagte der ,gute Mensch‘, „aber ich hielt mich davon fern. Ich sah, wie Menschen ihre Mitmenschen verfolgten, aber ich beteiligte mich niemals daran. Sie haben Kinder hungern lassen und in die Sklaverei verkauft; sie haben auf den Schwachen herumgetrampelt. Überall um mich haben Menschen von Übeltaten profitiert. Ich allein widerstand der Versuchung und tat nichts.“

„Absolut nichts?“, fragte der Teufel ungläubig. „Sind Sie sicher, dass Sie das alles mitangesehen haben?“ „Vor meiner Tür“, sagte der ,gute Mensch‘. „Und nichts haben Sie getan?“ wiederholte der Teufel. „Nein!“
„Komm herein mein Sohn, der Platz gehört dir!“ Und als er den ,guten Menschen‘ einließ, drückte sich der Teufel zur Seite, um nicht mit ihm in Berührung zu kommen.

Fazit: „Ich habe doch nichts getan!“ – eben deshalb! Komm herein!

Zusätzliche Warnschilder unnötig
Auf die Bitte des reichen Mannes im Gleichnis Jesu: Abraham solle den Lazarus zu seinen 5 Brüdern schicken, damit sie gewarnt werden, sagt Abraham: "Sie haben Mose und die Propheten. Auf sie sollen sie hören!" – Ein zusätzliches Zeichen: Die Auferweckung des Lazarus würde diesen Brüdern auch nicht zur Umkehr bewegen. Auch wir brauchen keine besondern Privatoffenbarungen oder Erscheinungen, um Gottes Willen erkennen zu können. Denn das Wort der Bibel und besonders die Lebensweise des menschgewordenen Wortes Gottes zeigen sonnenklar den Willen Gottes:

„Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist
und was der Herr von dir erwartet:
Nichts anderes als dies:
Recht tun, Güte und Treue lieben,
in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott.“
(Mi 6,8)

Wir Christen haben dazu noch das Evangelium Jesu Christi.
Die Moslems haben den Koran.
Überall gehört zum Kern dieser göttlichen Überlieferungen das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe.


Was brauchen wir mehr, damit uns Augen, Herz und Hände geöffnet werden?